Schnell zum Ziel mit Turboprop-Fliegern

Das Turbopro-Triebwerk feiert in diesem Jahr sein 85-jähriges Jubiläum. Grund genug, einen Blick auf die Erfolgsgeschichte eines Flugzeugantriebs zu werfen, der auch im Zeitalter der Jets eine wichtige Rolle spielt und zahlreiche Vorteile bietet.

Das Beste aus zwei Welten

Das Kunstwort Turboprop weist auf die beiden entscheidenden Bauteile dieses Antriebs hin: eine Turbine (Turbojet) und einen Propeller. Korrekt heißt er Propellturbinenluftstrahltriebwerk, aber bevor man dieses Wort ausgesprochen hat, ist der Flieger wahrscheinlich längst weg. Also bleiben wir bei Turboprop oder bei der etwas seelenlosen Abkürzung PTL. Das Triebwerk besteht aus einer Gasturbine, die einen Propeller antreibt. Dieser bringt auch den größten Teil des Schubs, und zwar mindestens 90 %. Das aus der Gasturbine austretende Arbeitsgas wird über einen Diffusor geleitet und kann mit bis zu 10 % unterstützen. Ausgedacht hast sich das Prinzip der ungarische Erfinder György Jendrassik im Jahr 1937, also vor 85 Jahren. Der Krieg verzögerte aber den ersten erfolgreichen Flug einer Turboprop-Maschine bis September 1945. Die Triebwerke des Kampfflugzeugs Gloster Meteor stammten von Rolls Royce. 1948 folgte das erste Verkehrsflugzeug, die britische Vickers Armstrong, die immerhin bis zu 75 Passagiere befördern konnte.

Turboprop mit Privatpiloten-Lizenz

Wie vielfältig das heutige Einsatzspektrum von Turboprop-Maschinen ist, zeigen zwei Beispiele:

  • Der gewaltige Militärtransporter Airbus A400M wird von vier Turbinen mit jeweils rund 8.000 kW Leistung angetrieben und trägt eine garantierte Nutzlast von 25 Tonnen.
  • Die Piper PA-46 Malibu Meridian ist als Privat- und Geschäftsreiseflugzeug konzipiert und kann zusätzlich zum Piloten fünf Fluggäste aufnehmen. Sie darf nach entsprechender Einweisung mit einer Privatpilotenlizenz geflogen werden. Der Turboprop-Antrieb leistet bescheidene 373 kW und ist besonders effizient und sparsam. Wer eine Turboprop mieten und sich damit ein ganz besonderes Urlaubserlebnis gönnen möchte, ist mit so einem Flugzeug sehr gut bedient. Die Piper kommt ohne Nachtanken knapp 2.000 Kilometer weit und erreicht theoretisch eine Flughöhe von rund 9.000 Metern. Aus Zulassungsgründen ist aber in der Regel bei 6.000 Metern Schluss, weil darüber hinaus Druckkabine und Sauerstoffversorgung vorgeschrieben sind.

Heutige Domäne der Turboprops sind Kurz- und Mittelstrecken, die mit einer Reisegeschwindigkeit von 500 bis 700 km/h geflogen werden. Sie sind hier wirtschaftlicher als Jets mit reinen Turbinentriebwerken. Aus technischen Gründen liegt die Höchstgeschwindigkeit von PTL-Flugzeugen bei 870 km/h, bezogen auf normale Flugbedingungen in einer Reiseflughöhe von acht Kilometern. Das entspricht immerhin achtzig Prozent der Schallgeschwindigkeit, also Mach 0,8. Diese Begrenzung machen die Turboprops aber durch den niedrigeren spezifischen Verbrauch (gemessen in Liter Kerosin pro Flugminute) in ihrem typischen Einsatzgebiet wett, auch wenn sie etwas länger in der Luft bleiben als der Jet. Ein weiterer, oft übersehener Vorteil: Viele Turboprop-Maschinen kommen mit kürzeren Start- und Landebahnen aus. Sie fliegen also auch kleinere Flughäfen an und bringen Sie dadurch möglicherweise näher an Ihr Ziel. Auf Komfort muss man deswegen aber nicht verzichten. Je nach Größe gibt es Entertainment-Systeme mit Audi und Video, Universalsteckdosen für das Notebook, Satellitentelefon oder sogar eine kleine Bordküche.

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